Autobiographie Karls IV.

Zur Ausgabe der Autobiographie Karls IV. heißt es: „Der vorliegende Band beruht auf der 1979 im Verlag Fleischhauer & Spohn Stuttgart unter dem Titel VITA CAROLI QUARTI. DIE AUTOBIOGRAPHIE KARLS IV. erschienen Erstausgabe. Sie wurde für diese Neuausgabe um eine durch den Übersetzer Eugen Hillenbrand aktualisierte Einführung und eine von ihm erstellte Bibliographie sowie um zahlreiche neue Abbildungen aus einigen der frühen Handschriften der Vita Caroli Quarti erweitert.“

Aufgrund dieser Erweiterungen ist nicht nur der Text leichter verständlich, sondern aus der Darstellung der Rezeptionsgeschichte ergibt sich auch der unterschiedliche Zugang zu den historischen Gegebenheiten. Grob lässt sich unterscheiden, dass die Autobiographie als Material für nationalistische Auseinandersetzungen bzw. zur Konstruktion europäischer Geschichte verwendet wurde.

Für beides bietet die Autobiographie Material. Denn allein schon die Vielsprachigkeit des Kaisers ist erstaunlich, die auch mit seiner realen Herrschertätigkeit verbunden war. Interessant sind auch die Bilder, die freilich bereits in der Einführung kulturwissenschaftlich erläutert hätten werden sollen, um auf die Ambivalenz gerade dieser Reproduktionen aufmerksam zu machen. Und auch die Sprachen unterscheiden sich durchaus von jenen Sprachen, die im Zuge der Herausbildung der Nationalstaaten konstruiert wurden.

Für die Konstruktion eines Europas reicht es nicht aus. Vielmehr verweisen die diversen Abhandlungen indirekt auf das, was in Europa fehlt: das Verbindende der gemeinsamen menschlichen Praxis, die Herausarbeitung der Gemeinsamkeiten der Sprachen und Kultur. Die bloße Addition der Elemente des Vielfältigen entspricht nämlich keineswegs der Realität. Und tatsächlich versucht die Autobiographie, gemeinsames herauszuarbeiten, wobei die religiöse Argumentation einen zutiefst profanen Charakter hat, das es doch nicht um ein Reich im Himmel, sondern um ein vergängliches Reich auf dieser Erde geht.